Donnerstag, 5. März 2015

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag Herr Klaus-Dieter Lehmann (Präsident des Goethe-Instituts)

Liebe Deutschsprachige in Brasilien,

auch wir möchten dem Präsidenten des Goethe-Instituts, Herrn Klaus-Dieter Lehmann, auf diesem Weg unsere Geburtstagswünsche übermitteln. Ihnen alles Gute Herr Lehmann, vor allem Gesundheit!


Wer könnte eine bessere Laudatio halten, als unser Außenminister Frank-Walter Steinmeier - hier der Originaltext der Laudatio:


Liebe Damen und Herren,

zum Feiern gibt die Außenpolitik derzeit wenig Anlass. Der heutige Abend jedoch schon! Denn wir feiern hier heute einen Mann, der die deutsche Kultur seit drei Jahrzehnten auf außergewöhnliche Weise bereichert. Und wir feiern einen Mann, der uns dabei erstaunt: denn je älter er wird, desto jugendlich-frischer werden seine Vorschläge!

Es scheint, lieber Klaus-Dieter Lehmann, als hätten Sie als Geburtstagskind eines 29. Februar gleich zu Beginn Ihres Lebens dafür gesorgt, dass Ihnen Ihre jugendliche Energie lange erhalten bleibt. Denn bei korrekter Rechnung sind Sie ja erst im Jahre 2012 volljährig geworden!

Mit der üblichen kalendarischen Betrachtung kommt man allerdings auf 75 Jahre: Und da darf man ruhig einen Augenblick lang zurückschauen.

Ihre Karriere, lieber Herr Lehmann, nahm manchmal überraschende Wendungen. Wenn wir aber heute Ihr Wirken für die Kultur --- oder besser: für die Kulturen --- würdigen, dann erkennen wir darin ganz klar auch den Bogen Ihrer persönliche Geschichte: In Ihrem Engagement nämlich für die Pole der Wissenschaften einerseits und der Künste andererseits.

Lieber Professor Lehmann, ich hatte das Glück, gemeinsam mit Ihnen an exotische Flecken dieser Erde zu reisen. Ob im Gespräch mit Schriftstellern in Indien oder mit Künstlern in Nairobi, eines hat mich bei diesen gemeinsamen Begegnungen stets besonders beeindruckt: Ihr ausgeprägtes Talent zum Verstehen und Ihr Wunsch nach Verständigung. Sie haben die Gabe, mit ehrlicher und glaubwürdiger Neugier und Offenheit, mit Geduld und Verständnis auf Fremdes zu reagieren und sich auch selbst verständlich machen zu wollen.

„Ich bin kein Missionar“, das sagten Sie vor Jahren einmal, „aber ich nehme die Position der Kultur als ein Mandat wahr.“ Mit diesem Selbstbewusstsein

Große Projekte haben Sie angeregt. Hier in Berlin vor allem. Aber auch in der Auswärtigen Kulturpolitik.

Wissen Sie, mir selbst wird zuweilen Beharrlichkeit, ja Penetranz, vorgeworfen, wenn es darum geht, nichts unversucht zu lassen, um auch mit schwierigen Partnern im Gespräch zu bleiben. Ich freue mich, dass ich dieses „harte Urteil“ heute einmal weitergeben darf! Und bitte verstehen Sie es eben nicht als Kritik, sondern als Kompliment wenn ich sage: Gerade durch Ihre fabelhafte Beharrlichkeit haben Sie Großartiges zustande gebracht!

Nie haben Sie die Zwänge der Politik für sich gelten lassen. Ein politischer Realist sind Sie trotzdem geblieben.

Nur ein einziges Mal, meine Damen und Herren, drohte Klaus-Dieter Lehmann ernsthaft für unsere Welt verloren zu gehen. Das war ganz am Anfang, so um 1967/68, als der junge Physiker ein besonders tüchtiges Massenspektrometer entwickelt hatte. Eine Zeitlang untersuchte er Gestein vom Mond. Offenbar fand er aber dort oben nichts von bleibender Anziehungskraft. Und so entschwand er nicht in höhere Sphären, sondern kehrte zu uns auf die Erde zurück.

Behutsam zunächst, denn danach wurde er erst einmal Bibliothekar. Aber als Deutschland sich vereinigt hatte, kam er aus der Deckung der Bücher hervor: Als Direktor der Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main führte er sein Haus mit der Deutschen Bücherei in Leipzig und dem Deutschen Musikarchiv in Berlin zu einer Stiftung des Bundes zusammen.

Glauben Sie mir: Ich weiß, was das heißt, den Geist der Veränderung in gewachsene traditionelle Großorganisationen zu injizieren und ich weiß auch, wie viel Beharrung und Widerstand zu überwinden ist. Rückblickend auch dafür mein großer Respekt. Was Sie damals geschafft haben, hat Bestand. Es war gewissermaßen seine erste institutionelle Großtat.

Sie wissen alle, meine Damen und Herren, dass Klaus-Dieter Lehmann danach Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz – und als solcher einer der großen Baumeister der Berliner Kulturrepublik geworden ist.

Ich erinnere mich wie heute, als wir damals - wahrscheinlich 1999 - an einem lauen Sommerabend zusammen mit dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder und Peter- Klaus Schuster vor dem Kanzlerbungalow in Bonn mit Blick auf den Rhein saßen und Sie und Schuster uns von der neuen Mitte Berlins und der Zukunft der Museumsinsel erzählt haben. Und uns überzeugt haben, dass der Bund sich engagieren muss. Neues Museum, Altes Museum, Bode Museum, Staatsbibliothek. Dass die Mitte Berlins wieder zu einem glänzenden Zentrum der Weltkultur wurde, das ist auch Klaus-Dieter Lehmanns Verdienst. Sein Verdienst auch, dass bedeutende Sammlungen hierher gelangten: von Heinz Berggruen, Helmut Newton, Friedrich Christian Flick, Egidio Marzona, sowie auch die Sammlungen von Erich Marx und Heiner Pietzsch --- die beide heute Abend hier sind und die ich ganz herzlich begrüße.

Lieber Herr Lehmann,

In Ihrer Arbeit haben Sie die Kultur stets auch als Einladung begriffen. Denn: „Kultureller Reichtum ist gut. Aber er muss dialogfähig sein.“ So haben Sie es einmal beschrieben, und in diesem Verständnis treffen wir uns! Denn unser kultureller Besitz dient nicht der identitären Selbstversicherung. Nein. Er ist Teil eines Bemühens, uns in der Welt verständlich zu machen. Auch und gerade, wenn die politischen Verhältnisse schwierig sind.

Dialog und Verständigung --- das sind auch Kennzeichen Ihrer Arbeit als Präsident des Goethe-Instituts. Die verstärkte Sprach- und Bildungsarbeit, das Partnerschulprogramm, ein intensivierter Dialog mit den Zivilgesellschaften der Schwellenländer, diese Schwerpunkte verbinden sich auch mit Ihrem Namen.

Damit fördert das Goethe-Institut unter Ihnen auch das, was uns Ralf Dahrendorf einst ins Stammbuch schrieb: man müsse von einer Außenpolitik der Staaten zu einer Außenpolitik der Gesellschaften kommen. Gerade in Zeiten sich häufender Krisen ist der Dialog der Gesellschaften, der Menschen untereinander, neben der klassischen Diplomatie wichtiger denn je.

Sie, lieber Herr Lehmann, haben sich diesem Dialog verschrieben.

Und ein besonderes Projekt, das in diesem Bemühen auch mit Ihrem Namen verknüpft ist, will ich dabei hervorheben: das Humboldt-Forum, das größte kulturpolitische Vorhaben des Bundes der kommenden Jahren. Das Forum soll, wenn Sie so wollen, ein Dialog-Angebot an die Welt sein, eine „Agora der Ideen“ für das 21. Jahrhundert.

Und wir wollen, dass es nicht beim Dialog bleibt, sondern dass aus Dialog Zusammenarbeit und gemeinsames Schaffen erwachsen kann --- nicht paternalistische Betreuung von oben herab, sondern wahrhafte Koproduktion in Wissenschaft und Kultur.

Lieber Herr Lehmann,

Sie haben in drei Jahrzehnten und in ganz unterschiedlichen Aufgaben einen bedeutenden Beitrag dazu geleistet, dass unsere Kultur humboldtschen Geist atmet.

Ihnen, dem Humanisten in der digitalen Wissensgesellschaft, dem Weltbürger in der deutschen Kulturpolitik, dem Goethe-Reisenden und Mittler der Kulturen, Ihnen möchte ich danken.

Wilhelm von Humboldt soll einmal gesagt haben: „Ich wollte schon immer alt werden, wenn nur die, die um mich her sind, jung blieben.“

Nun, lieber Herr Lehmann, wenn ich mich hier im Saal umschaue, dann kann ich Ihnen die ewige Jugend Ihrer Mitmenschen wohl nicht versprechen.

Aber ich verspreche Ihnen, dass wir alle versuchen, im Kopf jung zu bleiben. Und angesichts der vielen kreativen Köpfen, die Sie hier zusammengebracht haben, bin ich zuversichtlich, dass Ihnen auch in Zukunft auf keinen Fall langweilig wird!

Ich gratuliere Ihnen herzlich zum Geburtstag!

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