Freitag, 8. Mai 2015

Ausgebremst Teil 2

Liebe Deutschsprachige in Brasilien,

der gute Wille schimmert doch immer wieder durch - die lokale Regierung investierte kürzlich 50,7 Millionen R$ in den Bau einer Parkanlage am Rio Negro. Ein Platz für alle Generationen; zum Spazieren gehen aber vor allem auch für sportliche Aktivitäten soll die neue Fläche von Bürgern genutzt werden. Es gibt mehrere Wege, ein wenig Grünfläche, Spielplätze und eine Outdoor-Fitneßlandschaft. Als neues Lieblingsfotomotiv der Manauara hat sich eine kleine Aussichtsplattform am Ufer des Rio Negro innerhalb weniger Tage etabliert. Kritiker mögen auf den ersten Blick vielleicht bemängeln, dass erneut kaum Bäume als Schattenspender gepflanzt wurden, aber da der Mensch flexibel ist, wird der Park entsprechend nach 16 Uhr frequentiert. Bebaumung wäre dann wohl doch zu revolutionär gewesen.



Beitragsfoto: Lucas Silva 

Aber wollen wir die positiven Seite betrachten: Etwas mehr Freiraum, ein Park, also eine gute Idee! Die Stadt braucht dringend mehr Erholungsraum. Aber erneut kann man Gemecker aus der selben Ecke vernehmen: Die Radfahrer sind scheinbar nicht zufrieden zu stellen. Eine neue Debatte beherrscht die Kommentarbereiche der lokalen Medien: 'Ihr habt aber auch immer etwas zu meckern, es gibt doch schon einen Radweg, was denn noch?!' kontern die Rad (t) - losen auf die Fassungslosigkeit der immer größer werdenden Gemeinschaft der zudem immer selbstbewussteren Radfahrer. Es wurde von Beginn an auch ein Bereich für eben jene eingeplant; neben einem Fußgängerweg wurde zudem ein Radweg angelegt. Klassisch knallrot, zweispurig. Eindeutig als solcher zu identifizieren. 

Die Zahl der Bürger, die das Rad sowohl als Transport- als auch als Sportgerät nutzen, wuchs in den letzten Jahren in Manaus beträchtlich. Hier sind mehrere Radfahrerinitiativen aktiv, oftmals engagiert sich ein Teil der Gruppe auch für eine allgemein bürgerfreundlichere Ausrichtung der Stadt sowie für den Umweltschutz. Als ergänzender Beitrag der "Ciclovia-Geschichte" von Manaus (ich habe im April darüber berichtet) reiht sich nun auch die Tragikomödie des Parque Rio Negro ein: Der Radweg wurde geplant und gebaut. Nun hat jedoch der Bauverantwortliche Andrade Gutierrez kurzerhand beschlossen, das Radfahren auf dem Radweg verboten sein soll. Der Grund des Sinneswandels wurde noch nicht öffentlich kommentiert. Die Radfahrer jedoch fühlen sich gelinde gesagt veräppelt. 

Indes wird das "Wer-ist-verantwortlich-Ping-Pong" gespielt. Offiziell wurde bestätigt, dass es eine "Umorientierung des Konzeptes" gegeben hätte. Derweil wird die Radfahrergemeinschaft zur Zeit damit getröstet, dass Mitte des Jahres im Zuge von Baumaßnahmen in einem anderen Stadtteil auch Radwege ins Konzept aufgenommen werden. Man darf gespannt sein.

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