Samstag, 9. Mai 2015

Soja-Anbau in Amazônia

Quelle: transgen.de

Liebe Deutschsprachige in Brasilien,

der Anbau von genmanipulierten Nutzpflanzen ist besonders in den letzten fünf Jahren weltweit stark angestiegen. Multinationale Biotech-Konzerne betonen immer wieder deren Bedeutung für Entwicklungsländer, um Ernährungssicherheit zu gewährleisten und Armut zu reduzieren. Dabei sollen besonders Kleinbauern von den angeblichen Vorteilen genmanipulierter Nutzpflanzen profitieren. Kritiker der Gentechnik befürchten weitreichende negative Auswirkungen auf die Umwelt und den Menschen. Die Erfahrungen der Familienlandwirtschaft mit gentechnisch veränderter Soja in Rio Grande do Sul bestärken diese Befürchtungen. Sowohl in ökologischer als auch in ökonomischer Hinsicht zeigt sich, dass der Anbau von Gensoja einer nachhaltigen Entwicklung der Familienlandwirtschaft entgegenwirkt. Soja wird in Europa vor allem an Tiere zur Fleisch-, Eier- oder Milchproduktion verfüttert oder zu Agrodiesel verarbeitet. Brasilien ist dem Statistischen Bundesamt zufolge mit einem Anteil von 45 Prozent der Importe Deutschlands größter Lieferant.

In Rio Grande do Sul zeigt sich, dass hohe Produktionskosten, fehlende Ertragssteigerungen,eine Abhängigkeit von Pflanzenschutzmitteln sowie nicht abschätzbare gesundheitliche Risiken bei der transgenen Sojaproduktion existenzielle Gefahren birgt. Das Auftreten von Unkrautresistenzen, neuen Krankheiten und Schädlingen bei Gensoja verursacht darüber hinaus einen erhöhten Einsatz von Giften. Obwohl sich die Familienlandwirtschaft der negativen Auswirkungen der Umweltgifte bewusst ist, kommt es wegen geringer Handlungsmöglichkeiten zu einer Abhängigkeit hinsichtlich des transgenen Sojaanbaus, die eine Rückkehr zu anderen Produktionsmethoden erschwert. Blairo Maggi war Gouverneur des Bundesstaates Mato Grosso von 2003–2007 und wurde für 2007–2010 wiedergewählt.

Die Grupo Amaggi, welche ihm gehört, ist der größte Sojaanbauer weltweit, Mato Grosso das Hauptanbaugebiet für Soja in Brasilien. Maggi gehören etwa 400.000 ha Land. Dort baut er neben Soja auch Mais und Baumwolle an. Die Amaggi Group hat im Westen von Mato Grosso eine komplette Stadt errichtet: Sapezal. Diese dient der Versorgung einer einzigen Plantage. Statt zu warten, bis die Bundesregierung die BR-163 bis zum Amazonas bei Santarém asphaltiert, wo Soja zum Überseetransport umgeladen wird, errichtete die Amaggi Group eine Infrastruktur mit Silos und Frachtschiffen, so dass Soja gelagert und den Rio Madeira hinab zum eigenen Tiefwasserhafen Itacoatiara verschifft werden kann. Das Land ist der weltweit größte Rindfleischexporteur und wird im Sojaexport nur von den USA übertroffen. In Pará und Mato Grosso werden künftig wohl noch mehr Bäume gefällt. Der Großteil der Sojaernte verlässt den Bundesstaat Mato Grosso noch immer mit Lkw-Kolonnen, die 1930 anstrengende Kilometer bis zu den Häfen in Südbrasilien zurücklegen müssen.

Sojaflächen in Brasilien, Quelle: transgen.de

Als die Regierung 2003 ankündigte, die letzten 1046 Kilometer der BR-163 von Guarantã do Norte nach Santarém zu asphaltieren, wurde plötzlich so viel Land gekauft, dass das Ausmaß der daraus resultierenden Zerstörungen die Behörden zur Aussetzung des Projekts zwang. Der damalige Oppositionsführer der PT, Inácio Lula da Silva, sprach sich noch im Wahlkampf 2002 gegen die Freisetzung von transgenen Kulturpflanzen aus, solange die Risiken für Mensch und Umwelt noch nicht geklärt seien. Seine damaligen Aussagen stehen allerdings im Widerspruch zur Agrarpolitik der PT seit der Regierungsübernahme 2003.
images
Quelle: amazonianewscerrado
Im März 2005 wurde schließlich ein neues Biodiversitätsgesetz erlassen, das den kommerziellen Anbau von genmanitpulierten Kulturpflanzen auf eine bindende Grundlage stellen sollte. Dabei wurde das alte Biodiversitätsgesetz ohne Begründung einfach ausgehebelt und so der Eindruck vermittelt, es werde ein spezifisches Gesetz für die Regulierung von GVOs benötigt. Bis 2006 war durch mehrfach verlängerte Dekrete des damaligen Präsidenten Lula da Silva der Anbau von gv-Soja unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Mit einem auch vom Parlament unterstützten Gesetz wurde ab 2006 der Anbau von gv-Sojabohnen in Brasilien endgültig geregelt. 2013 betrug der Anteil an gv-Sorten an der nationalen Sojaerzeugung etwa 95 Prozent. Inzwischen ist in Brasilien nicht nur der Anbau weiterer gv-Sojabohnen in Brasilien erlaubt, sondern auch verschiedene Sorten von gv-Mais und gv-Baumwolle. Die staatliche Agrarforschung setzt stark auf die Möglichkeiten gentechnischer Verfahren. So werden etwa virusresistente gv-Bohnen und gv-Zuckerrohr mit höherem Zuckergehalt entwickelt.

Mehr dazu:

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Vielen Dank für Ihren Kommentar!